Aus aktuellem Anlass stellt die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) - in Ergänzung zu ihren jährlichen Ausführungen im Jahresbericht - die folgenden Daten und Fakten zum Dopingkontrollsystem in den Mannschaftssportarten dar. Diesbezüglich stehen Informationen zu den Sportarten Basketball, Eishockey, Handball und Volleyball sowie die jeweiligen Profiligen im Fokus.
Das Dopingkontrollsystem der NADA: Trainings- und Wettkampfkontrollen in den Jahren 2016 bis 2019 und Anteil der Mannschaftssportarten
2016:
- Proben aus Trainingskontrollen ges.: 9.707
- Proben aus Wettkampfkontrollen ges.: 5.652
Anteil der Mannschaftssportarten (Basketball, Eishockey, Handball, Volleyball): 8% Trainingskontrollen / 9% Wettkampfkontrollen
2017:
- Proben aus Trainingskontrollen ges.: 9.955
- Proben aus Wettkampfkontrollen ges.: 6.396
Anteil der Mannschaftssportarten (Basketball, Eishockey, Handball, Volleyball): 8% Trainingskontrollen / 9% Wettkampfkontrollen
2018:
- Proben aus Trainingskontrollen ges.: 9.673
- Proben aus Wettkampfkontrollen ges.: 6.626
Anteil der Mannschaftssportarten (Basketball, Eishockey, Handball, Volleyball): 8% Trainingskontrollen / 8% Wettkampfkontrollen
2019:
- Proben aus Trainingskontrollen ges.: 10.916
- Proben aus Wettkampfkontrollen ges.: 6.582
Anteil der Mannschaftssportarten (Basketball, Eishockey, Handball, Volleyball): 5% Trainingskontrollen / 9% Wettkampfkontrollen
Internationaler Vergleich
Im internationalen Vergleich führt die NADA in den Mannschaftssportarten mit die meisten Kontrollen weltweit durch (vgl. Anti-Doping Testing Figures Report 2018 der WADA), z.B. im Basketball, Handball, Volleyball und Eishockey.
Basketball(S. 222):
Handball (S. 238):
Volleyball (S. 254):
Eishockey (S. 262):
Das Dopingkontrollsystem der NADA: Allgemeines
Das Dopingkontrollsystem der NADA umfasst die Planung und Koordinierung von Dopingkontrollen außerhalb und innerhalb von Wettkämpfen (Trainings- und Wettkampfkontrollen) im deutschen Spitzensport. Jede Kontrolle wird bei der NADA individuell geplant. Dabei finden unterschiedliche Parameter Anwendung. Bei Wettkampfkontrollen sind dies z.B. die Teilnahme der Athleten*innen an internationalen Wettbewerben (z.B. Olympische Spiele, Welt- oder Europameisterschaften), aber auch individuelle Daten aus dem Biologischen Athletenpass (Athlete Biological Passport: ABP) sowie die persönliche Leistungsentwicklung.
Alle Dopingkontrollen der NADA werden nach dem weltweit gültigen Welt Anti-Doping Code (WADC) und dem Standard für Dopingkontrollen und Ermittlungen (SfDE) der WADA durchgeführt. Die Analyse der Proben erfolgt in der Regel in einem der beiden von der WADA-akkreditierten Labore in Köln und Kreischa.
Auf der Grundlage des aktuell geltenden WADC 2015 ist die NADA grundsätzlich für die Durchführung sämtlicher Wettkampfkontrollen in Deutschland zuständig. Bis Ende 2014 lag die Verantwortung für die Durchführung von Wettkampfkontrollen noch überwiegend bei den nationalen Sportfachverbänden.
Trainingskontrollen, die außerhalb von Wettkämpfen im Training oder zu Hause oder am Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz durchgeführt werden können, werden von der NADA grundsätzlich bei Sportler*innen initiiert, die einem sogenannten Testpool der NADA angehören.
Was sind Testpools?
Insgesamt führt die NADA vier unterschiedliche Formen von Testpools: den Registered Testing Pool (RTP), den Nationalen Testpool (NTP), den Allgemeinen Testpool (ATP) sowie den Team-Testpool (TTP).
Die NADA legt die individuelle Testpoolzugehörigkeit anhand der Kaderzugehörigkeit, oder des individuellen Leistungsniveaus der Athleten*innen sowie der Risikobewertung der jeweiligen Sportart/Disziplin fest.
Die Übersicht der Testpools findet sich hier: https://www.nada.de/doping-kontroll-system/trainingskontrollen/testpools/
Derzeit befinden sich 7.650 Athleten*innen im RTP, NTP und ATP der NADA. Im Team-Testpool sind 50 Mannschaften registriert.
Umfang der Dopingkontrollmaßnahmen: Trainingskontrollen
Die Verteilung der Anzahl an Kontrollen/Proben außerhalb des Wettkampfs (Trainingskontrollen) auf einzelne Sportler*innen basiert auf dem Grundgedanken:
a) sich auf die Sportarten zu fokussieren, die erfahrungsgemäß ein hohes Dopingrisiko aufweisen, und
b) sich auf die Sportler*innen zu konzentrieren, die auf höchstem nationalen und internationalen Leistungsniveau konkurrieren.
Unter Berücksichtigung physiologischer, empirischer und medialer Risikofaktoren werden alle Sportarten einer der drei Risikogruppen (A = hohes Dopingrisiko, B = mittleres Dopingrisiko, C = geringes Dopingrisiko) zugeordnet. Ferner melden die nationalen Sportfachverbände einmal im Jahr ihre Kaderathleten*innen der NADA.
Spieler*innen in Mannschaftssportarten, die in der deutschen Nationalmannschaft spielen oder zum erweiterten Nationalmannschaftskreis gehören, werden grundsätzlich in den Nationalen Testpool (NTP) aufgenommen. Dabei ist unerheblich, ob die Spieler*innen in deutschen oder ausländischen Ligen aktiv sind. Athleten*innen, die von einem internationalen Verband in ihren Testpool aufgenommen werden (iRTP), werden von der NADA in den nationalen Registered Testing Pool (RTP) eingestuft.
Trainingskontrollen in Profiligen: Was ist ein Team-Testpool? Wer trägt die Kosten?
Die sogenannten Team-Testpools (TTP) sind auf Initiative der NADA entstanden, um alle aktiven Spieler*innen von Profiligen im deutschen Sport an das Kontrollsystem zu binden und entsprechend im Training kontrollieren zu können.
Im Rahmen des TTP melden die Vereine regelmäßig Informationen zu Trainingsteilnahmen oder anderweitigen Aufenthaltsorten ihrer Spieler*innen an die NADA. Auf dieser Grundlage führt die NADA Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen (Trainingskontrollen) bei den gemeldeten Spielern*innen, die originär keinem Testpool der NADA angehören, durch. Der TTP erfasst auch Athleten*innen anderer Nationalitäten.
Die Einführung von Team-Testpools ist jedoch aufgrund der Organisations- und Finanzierungsstruktur von Profiligen nur in Kooperation mit der jeweiligen Liga möglich. Eine originäre Zuständigkeit für Kontrollen auf der Grundlage des WADC besteht für die NADA in den Profiligen nicht. Die Ligen müssen den WADC anerkennen und die Durchführung von Trainings- und Wettkampfkontrollen der NADA genehmigen und die vollumfängliche Finanzierung des Dopingkontrollprogramm gewährleisten.
Derzeit bestehen TTP in den folgenden Ligen:
- Fußball: Bundesliga, 2. Liga
- Eishockey: DEL1
Eine Ausweitung der TTP auf andere Profiligen wird von der NADA angestrebt. Die Einheitlichkeit des Dopingkontrollsystems im Mannschaftssport hängt maßgeblich von der Möglichkeit der uneingeschränkten Durchführung von Trainings- und Wettkampfkontrollen ab. Die NADA appelliert daher an alle Profiligen in Deutschland, im gemeinsamen Dialog die Einführung eines Team-Testpools nach dem Vorbild von DFB/DFL und DEB/DEL 1 zu forcieren.
Finanzierung
Fußball und Eishockeysport finanzieren die Dopingkontrollmaßnahmen in ihren Profilligen eigenständig. Im Fußball wird jährlich ein hoher sechsstelliger Betrag zur Verfügung gestellt. Die Handballliga finanziert Dopingkontrollen anteilsmäßig. Die Dopingkontrollen im Basketball- und Volleyballsport werden anteilig über die nationalen Sportfachverbände finanziert.
Die NADA hat im Jahr 2019 33,4 Prozent (3.454.519 Euro) ihres Gesamtbudgets für die Durchführung von Dopingkontrollen (ohne Analysekosten) aufgewendet. Im Jahr 2019 beteiligte sich der Bund mit einer Zuwendung in Höhe von rund 4,4 Mio. Euro am operativen Geschäft der NADA sowie mit knapp 2,3 Mio. Euro an der Finanzierung von Forschung und Analytik. Der Sport trug mit rund 3,1 Mio. Euro zur Finanzierung bei.