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Der Biologische Athletenpass (ABP, engl. Athlete Biological Passport)

02.03.2022

Doping lässt sich nur direkt durch verbotene Substanzen im Urin oder Blut nachweisen? Das ist eine Annahme, die mit Einführung des sogenannten Biologischen Athletenpasses nicht mehr ganz zutreffend ist.

Der Biologische Athletenpass, kurz ABP – aus dem Englischen Athlete Biological Passport abgeleitet – lässt sich als Langzeitprofil für Athletinnen und Athleten beschreiben, das Biomarker aus den Dopingkontrollen der Sportlerinnen und Sportler enthält. Über einen längeren Zeitraum beobachtet, lassen sich aus diesen Parametern Auffälligkeiten oder Abweichungen zu Normalwerten der Athletinnen und Athleten ablesen. Mittels eines adaptiven Models, dem sogenannten Bayes´schen Algorithmus, wird zuvor ein personalisierter „normaler“ Korridor für jede Athletin und jeden Athleten, denen ein ABP zugeordnet wird, berechnet. Der ABP wird im Anti-Doping Administration and Management System (ADAMS) der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) geführt.

Der ABP besteht aus dem Blut- und dem Steroidprofil, denen entsprechend Steroid- und hämatologische Parameter zugeordnet werden. Das heißt, es werden Daten sowohl aus den Urin-, als auch Vollblutproben in den Pass aufgenommen und beobachtet. Da diese Werte von Mensch zu Mensch verschieden, jedoch relativ konstant für eine Person sind, können Auffälligkeiten oder Abweichungen von den Normalwerten abgelesen werden. Dies kann dann einen Hinweis auf Doping geben.

ABP: Steroid- und hämatologisches Modul

Für alle Athletinnen und Athleten, denen eine Urinprobe entnommen wurde und die damit dem Kontrollsystem der NADA unterliegen, wird ein ABP angelegt. Das Steroid-Modul, dessen Daten aus den Urinproben entnommen werden, ist in jedem ABP enthalten. Für das hämatologische Modul werden die Daten aus Vollblutproben entnommen. Dabei macht die WADA in ihrem Technical Document for Sport Specific Analysis (TDSSA)entsprechende Vorgaben, in welchen Sportarten- und -disziplinen das hämatologische Modul angelegt werden muss und in welchen dieser empfohlen wird1. Damit konzentriert sich die NADA beim ABP gemäß TDSSA auf international startende Athletinnen und Athleten, vorwiegend aus dem Registered Testing Pool (RTP) sowie dem Nationalen Testpool (NTP) der NADA. Derzeit pflegt die NADA circa 450 aktive ABP.

Entstehung des ABP

Bereits seit 2007 sammelt die NADA Vollblutproben, um ausgewählte Blutparameter von Athletinnen und Athleten zu beobachten. Jedoch erfolgte ein international harmonisiertes Vorgehen für Anti-Doping-Organisationen und WADA-akkreditierte Labore erst mit Einführung der ersten Leitlinien der WADA im Jahr 20092. Seitdem wurde der ABP erfolgreich in die Kontrollstrategien integriert, was bedeutet, dass gezielt Kontrollen bei Athletinnen und Athleten mit auffälligen Profilen angesetzt werden.

Wer ist für den ABP zuständig?

Die WADA gibt in einem Technischen Dokument3 verbindliche Regeln und Standards vor, die die Aufgaben und Verantwortlichkeiten einer ABP-Verwaltung definieren, um die Verwaltung international zu vereinheitlichen. Die ABP-Verwaltung wird übrigens Athlete Passport Management Unit (APMU) genannt.

APMUs finden sich in WADA-akkreditieren Laboren. In der NADA werden die ABP im Ressort Doping-Kontroll-System (DKS) betreut. Die APMU in der NADA ist den Laboren unterstellt. Auffällige Profile werden nach Absprache mit der Labor-APMU externen Expertinnen und Experten zur Beurteilung vorgelegt.

Einige ABPs von deutschen Athletinnen und Athleten stehen unter der Verantwortung (sog. Passport Custody) ihrer internationalen Sportfachverbände. Jede Institution mit Passport Custody muss die Profile von einer Labor-APMU beurteilen lassen.

ABP als Grundlage für einen indirekten Nachweis von Doping

Sollten sich die Werte einer Athletin oder eines Athleten außerhalb ihres oder seines vorher ermittelten „normalen“ Korridors bewegen,spricht man von einem Atypical Passport Finding (ATPF).

Als Bestandteil des intelligenten Kontrollsystems der NADA ergeben sich hieraus zwei mögliche Wege des Nachweises von Doping: zum einen kann bei Auffälligkeiten ein externes Expertenpanel zur Bewertung hinzugezogen werden. Dieses erhält die Daten anonymisiert. Aus der Bewertung leitet sich dann ab, ob die Auffälligkeit oder Abweichung ein indirekter Nachweis für Doping ist und ein Ergebnismanagementverfahren aufgrund eines möglichen Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen eingeleitet wird. Dabei müssen sich drei unabhängige Expertinnen oder Experten einig sein, dass die Abweichung nur durch Doping hervorgerufen worden sein kann.

Zum anderen können aus den ATPFs weitere Zielkontrollen oder Zusatzanalysen bei der jeweiligen Athletin oder dem jeweiligen Athleten folgen.

Ziel des ABP bei der NADA

Der ABP ist als wichtiger Bestanteil in das intelligente Kontrollsystems der NADA integriert. Aus den Langzeitprofilen werden gezielte Kontrollen abgeleitet, um mögliche Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen zu ermitteln, die ohne ABP nicht herausgearbeitet werden könnten.

Verfassende: aus dem Ressort DKS

 

Verweise

[1] WADA Technical Document for Sport Specific Analysis (2021). Version 7.0. World Anti Doping Agency, Montreal (Quebec) Canada.  

[2] WADA Athlete Biological Passport Operating Guidelines and Compilation of Required Elements (2010) Version 2.1. World Anti Doping Agency, Montreal (Quebec) Canada.

[3] WADA Technical Document – TD2021APMU (2021) Athlete Passport Management Unit – Requirements and Procedures. Version 2.0. World Anti Doping Agency, Montreal (Quebec) Canada.