Die Anti-Doping-Beauftragten der Sportverbände bewegen sich in einem starken Spannungsfeld. „Aus der Vielzahl von Erwartungen der Akteure resultiert ein Erwartungsdruck. Gleichzeitig aber auch Motivation. Denn Erwartungen und Verantwortungsübertragung bedeuten immer auch Zutrauen in die Eignung und das Engagement der jeweiligen Person“, bilanzierte der Sportpsychologe Prof. Jan Mayer die abschließende Diskussion beim vierten Erfahrungsaustausch der Anti-Doping-Beauftragten der Mitgliedsverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). 70 Verbandsvertreter waren der DOSB-Einladung nach Frankfurt/Main gefolgt und nutzten die Gelegenheit, sich über Neuerungen für 2012 zu informieren und Erfahrungen auszutauschen.
Zentrales Thema waren die unterschiedlichen Erwartungen, die an Anti-Doping-Beauftragte gerichtet werden - und die deshalb möglichen Interessenskonflikte. Für die DOSB-Athletenkommission stellte Silke Kassner heraus, dass der Anti-Doping-Beauftragte ein vertrauensvoller und auskunftsfähiger Ansprechpartner in seinem Verband sein sollte, der unabhängig von den leistungssportlichen Verantwortungsträgern agieren kann. Prof. Thomas Hilberg, Anti-Doping-Beauftragter der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), umschrieb seine Arbeitsweise, die auf den Anforderungen seines Verbandspräsidiums und denen des Internationalen Fachverbandes fußt, wie folgt: „Es geht einerseits darum, dopingfreie Sportler und den Verband zu schützen; andererseits darum, Dopingsünder konsequent zu bestrafen.“
NADA-Vorstandmitglied Lars Mortsiefer erläuterte anhand des Artikels 15.3 des Nationalen Anti-Doping Codes (NADC) die daraus resultierenden Aufgaben eines Anti-Doping-Beauftragten. NADA-Referentin Bianca Haschke stellte die Grundzüge des Nationalen Dopingpräventionsplans (NDPP) vor.
Peter Lautenbach von der Deutschen Sportjugend (dsj) stellte das Projekt „Sport ohne Doping“ vor, das über den NDPP gefördert wird. Es bietet beispielsweise den Verbänden Referenten zum Thema Dopingbekämpfung für die Trainerausbildung an und bildet junge Sportler zu Juniorbotschaftern aus. Mit dem Onlinekurs der NADA ist ein weiteres NDPP-gefördertes Projekt bereits im Einsatz. Der DOSB und einige seiner Verbände bringen mit diesem E-Learning-Programm jungen Sportlern die komplexen Anti-Doping-Regeln näher. Die Sportler beschäftigen sich interaktiv mit den wichtigsten Themen, bearbeiten Aufgaben und erhalten nach einem Wissenstest ein Zertifikat.