Wichtige Änderungen der Verbotsliste 2023

Die Substanz Androst-4-en-3,11,17-trion (11-Ketoandrostendion, Adrenosteron) ist als Beispiel zu dieser Klasse hinzugefügt worden. Sie wird im Körper zu 11-Ketotestosteron umgewandelt. Bei beiden Substanzen handelt es sich um anabol-androgene Steroide, die zuvor bereits als Metaboliten von Androstendion und Testosteron verboten waren.

Bei der Substanz 17alpha-Methylepitiostanol (auch als Epistane bezeichnet) handelt es sich um ein Analogon der Substanz Thiodrol, das im Körper zu der verbotenen anabolen Substanz Desoxymethyltestosteron umgewandelt wird. Daher ist 17alpha-Methylepitiostanol per Definition ebenfalls unter S1. verboten. Um den Verbotsstatus von 17alpha-Methylepitiostanol eindeutig zu beschreiben, ist die Substanz als zusätzliches Beispiel zu dieser Klasse hinzugefügt worden.

Die Substanz Ractopamin, ein beta-adrenerger Agonist, der in einigen Ländern als Wachstumsbeschleuniger für Tiere zugelassen ist, ist zu dieser Klasse hinzugefügt worden.

S-23 und YK-11 sind als Beispiele für SARMs (Selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren) aufgenommen worden.

Die Nummerierung der Klasse S4. wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit neu formatiert, an der Klassifizierung hat sich aber keine Änderung ergeben.

Zu Unterklasse S4.3 sind Myostatin-Vorläufer neutralisierende Antikörper hinzugefügt worden, als Beispiel wird die Substanz Apitegromab genannt.

Die Einleitung des Abschnitts wurde zur Harmonisierung mit anderen Abschnitten der Verbotsliste überarbeitet.

Die Substanz Torasemid ist als weiteres Beispiel für ein Diuretikum hinzugefügt worden.

Es ist klargestellt worden, dass für die topische ophthalmische Verabreichung eines Carboanhydrasehemmers (z.B. Dorzolamid, Brinzolamid), oder für die lokale Verabreichung von Felypressin in der Dentalanästhesie in Verbindung mit einer Grenzwerten unterliegenden Substanz (Formoterol, Salbutamol, Cathin, Ephedrin, Methylephedrin und Pseudoephedrin), keine Medizinische Ausnahmegenehmigung notwendig ist.

Die Substanz Voxelotor ist als Beispiel zu dieser Klasse hinzugefügt worden, da sie die Eigenschaft von Hämoglobin verändert, Sauerstoff im Körper freizusetzen, wodurch die arterielle Sauerstoffsättigung erhöht wird. Als Nebenwirkung erhöht die Substanz den Erythropoetin-Spiegel im Serum, was nachweislich zu einer höheren Hämoglobinkonzentration bei gesunden Personen führt.

Zu Unterklasse S6.B. sind 1,3-Dimethylamylamin und 1,3-DMAA als alternative Bezeichnungen für 4-Methylhexan-2-amin hinzugefügt worden, 1,4-Dimethylamylamin und 1,4-DMAA sind als alternative Bezeichnungen für 5-Methylhexan-2-amin hinzugefügt worden.

Die Substanz Solriamfetol ist zu Unterklasse S6.B. hinzugefügt worden. Bei der Substanz handelt es sich um einen Dopamin- und Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmer, der zu einer Erhöhung der Konzentrationen dieser Neurotransmitter im Gehirn führt und infolgedessen eine stimulierende Wirkung auf das Verhalten präklinischer Spezies und von Menschen hat.

Die Substanz Tetryzolin ist als Imidazolinderivat zu den Ausnahmen unter S6.B. hinzugefügt worden. Außerdem wurde klargestellt, dass (neben der dermatologischen, nasalen und ophthalmischen Anwendung) auch die aurikuläre Anwendung (am Ohr) von Imidazolinderivaten nicht verboten ist.

Die Substanz Tramadol war bereits seit einigen Jahren im Überwachungsprogramm (Monitoring Program) der WADA. Aus den daraus gewonnenen Daten ergaben sich Hinweise auf einen signifikanten Gebrauch in Sportarten wie Radsport, Rugby und Fußball. Der Missbrauch von Tramadol, der mit dosisabhängigen Risiken einer körperlichen Abhängigkeit, einer Opiatabhängigkeit und der Überdosierung in der Allgemeinbevölkerung einhergeht, ist besorgniserregend und hat dazu geführt, dass die Substanz in vielen Ländern als Betäubungsmittel gilt. Von der WADA finanzierte Forschungsprojekte¹ haben bestätigt, dass Tramadol die körperliche Leistungsfähigkeit im Sport steigern kann.

Folglich hat das Executive Committee der WADA in seiner Sitzung am 23. September 2022 dem Verbot von Tramadol innerhalb des Wettkampfs, das bereits im Entwurf zur 2023 Prohibited List zur Konsultation der Interessengruppen im Mai 2022 enthalten war, zugestimmt. Um die Regeländerung jedoch gründlich und breit zu kommunizieren und um genügend Zeit für Information und Aufklärung zu ermöglichen, hat das Executive Committee beschlossen, das Verbot von Tramadol innerhalb des Wettkampfs und die Umsetzung der neuen Regel zum 1. Januar 2024 einzuführen. Die einjährige Verzögerung bei der Umsetzung soll es den Athletinnen und Athleten und dem medizinischen Personal ermöglichen, sich besser auf die Regeländerung vorzubereiten und es kann gezielt Aufklärungsarbeit erfolgen. Außerdem haben die WADA-akkreditierten Labore so die Möglichkeit, ihre Analyseverfahren anzupassen.

¹ a) Holgado D, Zandonai T, Zabala M, Hopker J, Perakakis P, Luque-Casado A, Ciria L, Guerra-Hernandez E, Sanabria D. Tramadol effects on physical performance and sustained attention during a 20-min indoor cycling time-trial: A randomised controlled trial. JSci Med Sport. 2018 Jul;21(7):654-660.
b) Mauger L, Thomas T, Smith S, Fenell C. (2022). Is tramadol a performance enhancing drug? A randomised controlled trial. British Association of Sport and Exercise Medicine Conference, 26-27 May 2022, Brighton, UK.
basem.co.uk/wp-content/uploads/2022/08/Mauger_BASEM-Abstract.pdf
www.wada-ama.org/en/resources/funded-scientific-research/tramadol-performance-enhancing-drug

Es ist klargestellt worden, dass die topische aurikuläre Anwendung (am Ohr) von Glucocorticoiden nicht verboten ist.

Auf Antrag des Welt-Minigolfverbands (WMF) ist Minigolf als Sportart aufgenommen worden, in der Betablocker verboten sind. Die für Minigolf erforderlichen Fähigkeiten sind ähnlich wie bei anderen Sportarten, in denen Betablocker verboten sind. Im Minigolf sind Betablocker ab dem 1. Januar 2023 innerhalb des Wettkampfs verboten.

Auf Antrag des Welt-Unterwassersportverbands (CMAS) sind Betablocker ab dem 1. Januar 2023 innerhalb und außerhalb des Wettkampfs in allen Unterdisziplinen des Apnoetauchens, Speerfischens und Zielschießens verboten. Bisher waren Betablocker in den genannten Unterdisziplinen des Unterwassersports nur innerhalb des Wettkampfs verboten.